Franz Hammerbacher Bravo Hotel 360 Seiten, Flexcover, Fadenheftung € 22,– inkl. MwSt ISBN 978-3-902113-71-9
Erschienen im September 2010 in der Edition Korrespondenzen, Wien [Im Buchhandel vergriffen; beim Verlag sind noch einige wenige Exemplare erhältlich.]
Das Österreichische Bundesheer (BH), im Militäralphabet als BRAVO HOTEL buchstabiert, ist ein Verband, in dem nicht nur gekämpft, sondern auch gewohnt wird, bei Rundumverpflegung und mit strenger Hausordnung. Als Grundregel gilt: Man ist nie allein. Alles wird mit Kameraden geteilt, auch die Privatsphäre.
Franz Hammerbacher, der sich als einfacher Soldat auf dieses soziale Abenteuer eingelassen hat, führte während zweier Friedenseinsätze auf dem Balkan und im Nahen Osten ein Journal, in dem der hehre Begriff Peacekeeping in seine alltäglichen Einzelheiten zerlegt wird.
Was hat die Kosovo-Schutztruppe zu tun, wenn Peter Handke nach Velika Hoča reist? Wer lädt zu einem »Benefizschießen« mit der Kalaschnikow? Und warum schauen UN-Blauhelme den ganzen Tag lang syrischen Bauern bei der Tomatenernte zu? Kurzum: Wir erfahren, womit Soldaten im Friedenseinsatz sich beschäftigen und womit sie beschäftigt werden. Wir erfahren von Wachvergehen, von gestiefelten Pfarrern und einem Kommandeur, der seinen Espresso mit »Kaffee marsch!« bestellt – in einem Buch, das eine überraschend andere Sicht auf das soldatische Leben eröffnet.
Ein Bruce Chatwin des Militärs // Ein ungewöhnlicheres Buch über das Paralleluniversum ›Armee‹ ist wohl nie geschrieben worden. Mit der Vorurteilslosigkeit des Feldforschers führt der Autor Protokoll über einen Alltag zwischen Disziplin und Langeweile. Seine scharfsinnigen Charakterstudien und Reflexionen geben Einblicke in das Innenleben moderner Armeen – und in das, was mit geschärfter Kontur in deutlichen Lebenslagen hervortritt: die Natur des Menschen.
Andreas NentwichSonntag (Nr. 5/2011)
Deshalb habe ich auch gerade mit der Lektüre von Franz Hammerbachers ›Bravo Hotel‹ begonnen … Der Autor fügt kluge Beobachtungen, sensible Stimmungsbeschreibungen, kantig-heitere Erzählungen über den Alltag des Dienstes und nachdenkliche Reflexionen über das Soldatentum zu einem auch formal ungewöhnlichen Journal, das ich wohl mehr als einmal lesen werde. Schon um zu sehen, was ich damals eigentlich versäumt habe.
Thomas GlavinicWelt (25.6.2011)
In einer meisterhaft gelungenen Volte bringt Hammerbacher ein überraschendes und brillantes Buch heraus … Er tut dies dermaßen gelungen, dass eine allfällige Skepsis einem ›Militärbuch‹ gegenüber bereits nach den ersten Seiten obsolet ist … Der risikofreudige Lyrikliebhaber brachte das Kunststück zuwege, dem ›Bravo Hotel‹ so etwas wie Poesie ohne falsches Pathos einzuhauchen.
Sylvia TreudlJury Kulturpreis des Landes NÖ 2011
Hammerbachers sachlichen Notizen fehlt jedes Pathos, er geht der Frage nach, wie in der beständigen Wiederkehr von gleichbleibenden Verrichtungen Gemeinschaft entsteht, wie aber auch der Dienst in abgesperrten Militäreinrichtungen ohne großen Kontakt mit der Bevölkerung vor Ort seine eigene Absurdität hervorbringt.
Harald AselInforadio rbb
Ein klarer, schnörkelloser Einblick in das Soldatenleben. Hammerbachers Schilderungen der Einsätze im Kosovo und auf dem Golan zeugen von einer beinahe fotografischen Beobachtungsgabe.
Ein Sprachpazifist an der Front … Was den Einblick ins Bravo Hotel, in dieses streng reglementierte Gemeinschaftsleben auf Zeit so wertvoll macht, ist die Tatsache, dass Korporal H. trotz seiner Bereitschaft, sich auf jede noch so abwegige Situation einzulassen, im Beobachten stets Zivilist bleibt.
Wojciech CzajaDer Standard (11.2.2011)
Ein Buch, das nüchtern beschreibt, was passiert, wenn gerade kein Politiker die Truppe besucht und keine Kameras gerichtet sind auf die vielen, die zwischen ungelöste Konflikte platziert wurden, damit die internationale Weltgemeinschaft ein beruhigtes Gewissen hat.
Harald AselInforadio rbb
Die Fotos in den nachstehenden Alben verstehen sich als Bonusmaterial zu »Bravo Hotel«. Sie stammen aus den Jahren 2007–2009, als es noch keine Smartphones mit brauchbaren Kameras gab. Die Bilder wurden mit einem Klapphandy, dessen Kamera heiße 1,3 Megapixel hatte (Teil I: Kosovo), bzw. einer digitalen Kompaktkamera, die weniger als 100 Euro kostete (Teil II: Golan), aufgenommen. Ich habe sie nicht nachbearbeitet.
Teil I
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Ein Schlafsaal für 48 Mann, der durch halbhohe Trennwände in Kojen zu 8 Mann gegliedert ist. Stockbetten, desolate Spinde, graue Wolldecken mit angenähtem Etikett »Erzeugungsjahr 1978«.